Am 31. Jänner fand Apples Telefonkonferenz zu den Finanzergebnissen für Q1 2017 (1. Oktober bis 31. Dezember) statt. In Summe war es ein Rekordquartal. So erwirtschaftete Apple mit einem Umsatz von $78.4 Mrd. (Wachstum von 3,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr) einerseits mehr als vom Konzern erwartet und andererseits das größte Quartalsergebnis bis her. Dieser Rekord ergab sich durch Höchstwerte beim iPhone, dem „Service-Geschäft“, der Mac-Sparte und der Apple Watch. Das globale Wachstum wird von China und einem Starken US-Dollar gebremst. Zur Sparte Anwendungssoftware (iWork, Final Cut Pro, Logic Pro X etc.) wurde nichts genannt.
Es gab Wachstum in vier von fünf geografischen Regionen, Potential für Indien, China und Stärke des US-Dollar aber stellen Problem dar
Die Performance in Großchina verbesserte sich (wie von Apple erwartet) in Relation zum vorigen Quartal. Der Umsatz fiel um 12 Prozent, bereinigt um Wechselkursschwankungen waren es acht Prozent. Festlandchina blieb konstant bzw. wuchs wenn bereinigt um Währungsschwankungen. Als problematisch sieht Apple in vielen Märkten die Stärke des US-Dollars. Laut Apple wird die Marke weiterhin Prestige angesehen, insbesondere da die Mittelklasse in Ländern wie China, Indien und Brasilien wächst. Die Demonetisation in Indien hat Apple zwar noch nicht ganz verarbeitet, erzielte aber trotzdem einen Umsatzrekord dort. Tim Cook sieht Potential in Indien, unter anderem durch Einzelhandeslgeschäfte. Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Umsatz in Asien-Pazifik, wozu Apple auch Indien zählt, um acht Prozent. Interessent ist Indien, weil das Land mit 17% eine der niedrigsten bei Smartphone-Penetrationsraten weltweit besitzt.
Verkaufspreise und Menge stieg beim iPhone, Nachfrage konnte nicht bedient werden, hohe Kundenzufriedenheit beim iPhone 7 (Plus), Smartphones haben noch Potential
Verglichen zum Vorjahr wuchsen die Verkäufe um fünf Prozent auf 78.3 Millionen. Es gab zweistellige Zuwächse in USA, Kanada, Westeuropa, Japan und Australien. Noch stärker als in diesen Gebieten war das Wachstum in den Entwicklungsländer Brasilien, Türkei, Russland, Vietnam und Zentral- und Osteuropa.
Auch wuchs der durchschnittliche Verkaufspreis. Dieser stieg auf von $695 unter anderem verursacht durch den Erfolg des iPhone 7 Plus. Die Nachfrage nach dem iPhone 7 Plus war die größte Nachfrage die es bei einem „Plus-Modell“ jemals gab (dieses aber auch lediglich das zweite Plus-Modell bis jetzt). Jedoch war das iPhone 7 das beliebteste Modell. Beim iPhone 7 Plus nennt Tim Cook (CEO von Apple) das duale Kamerasystem (diese zwei Kameras sollen verbesserte Porträtaufnahmen als auch besseres Zoomen ermöglichen) als wichtiges Kaufkriterium. Interessant war, dass Apple die Nachfrage beim 7 Plus unterschätze und deshalb nicht in der Lage war dessen Nachfrage zu bedienen. Auch betonte Apple die Kundenzufriedenheit vom iPhone 7 (Plus) sowohl im privaten als auch geschäftlichen Umfeld. Die Wechselrate bei iPhones bleibt unverändert zu letztem Jahr. Es gab jedoch die höchste Anzahl an gewechselten Usern und Upgradern. Laut Tim Cook könnten diese Werte aber durch Lieferschwierigkeiten verzerrt sein.
Auch erwähnte Cook, dass Smartphones noch lange nicht am Ende des PLC sind. Innovationen sind laut ihm noch im Bereich der Hausautomatisierung (HomeKit-Zubehör und die Home App), Auto (CarPlay), Gesundheit und B2B-Bereich möglich.
Zurzeit wird CarPlay von 1 Millionen Kunden genutzt und von 200 Automodellen unterstützt. In Bezug auf die Home App wurd betont wird, dass Apple die ersten seien die Hausautomatisierung in eine „major platform“ integrieren. Ben Thomson von Stratechery sieht das als gerechtfertigte Anspielung auf Amazon. [footnote]CEO Tim Cook had a nice Amazon Echo dig, noting in his opening remarks that “We are leading the industry by being the first to integrate home automation into a major platform with iOS 10”; in other words, the Echo isn’t a major platform (which, relative the iPhone, is fair)[/footnote]
Auch wächst die Verfügbarkeit von HomeKit-Zubehör. Dieses Wachstum ist trotzdem langsamer als bei Alex-kompatiblen Geräten. Auch gab es einen 70% Zuwachs in den Partnerschaften der Bussinesplattform (unter anderem kommt ein SDK von SAP für iOS)
Höchsten Umsatz und Stückzahlen für die Apple Watch
Auch hier konnte die Nachfrage nicht gänzlich bedient werden. Laut Tim Cook ist die Apple Watch die bestverkaufteste Smartwatch der Welt. Weiters wurde betont, dass die Uhr die höchste Kundenzufriedenheit aufweist und das beste Gerät für „healthy life“ ist. (Problem: Sie ist also nicht mehr als Fitbit, auch wächst der Uhrenmarkt nicht sonderlich). Genaue Zahlen fehlen aber.
Höchster Quartalsumsatz bei Macs
Macs kehrten zum Wachstum zurück, es wurden 5.4 Millionen Macs verkauft. Das Wachstum im Vergleich zum Vorjahresquartal fiel ber mit einem Prozent sehr gering aus. Die Mehrheit der Mac-Käufer sind Erstkäufer, wobei die Mehrheit von Microsoft wegwechselt. Auch hier gab es Lieferengpässe aufgrund falsch geschätzter Nachfrage. Zweistelliges Wachstum gabe es in Japan, Festlandchina, Indien, Niederlande, Schweden und dem US-Ausbildungssektor.
iPad
Es wurden 13.1 Millionen verkauft (mehr als von Apple erwartet). Zweistelliges Wachstum gab es in Festlandchina und Indien. Dort hat Apple auch deren Vertrieb ausgebaut. Bei Tablets über $200 macht das iPad 85% des US-Marktes aus. Die Kundenzufriedenheit ist auch hier sehr groß [footnote]a 94% consumer satisfaction rate for iPad Mini, a 97% rate for iPad Air, and 96% for iPad Pro.[/footnote]. Laut Apple ist der Tablet-Markt noch nicht statuiert.
AirPods
Nachfrage groß, aber Apple ist in der Lage sie zu bedienen. Betont wurde, dass Kunden die „magische Erfahrung“ mit den Kopfhörern lieben. Teilt meine Empfindung. Die AirPods liefern, laut Tim Cook, in Kombination mit der Apple Watch, Beats-Kopfhörern ausgesetzt mit dem Apple W1 chip ein reichhaltiges Wearables-Lineup. Apple sieht weiteres Potential im Wearables-Markt.
Höchsten Umsatz bei Diensten
Erzielt wurden $7.18 Mrd. Umsatz, davon $3 Mrd. aus dem App Store im Dezember. Der Umsatz mit Diensten war in diesem Quartal fast so groß wie der Umsatz bei Macs ($7.25 Mrd.). Weiters, stiegt der Umsatz bei Diensten mit 18% deutlich stärker als in allen anderen Kategorien. Auch Rest: Musik, iCloud, AppleCare. Apple erwartet, dass dieser Umsatz 2017 auf die Größe einer Fortune 100 Firma steigt. Die Definition ist sehr vage. 2015 ging die Umsatzbandreite in den Fortune 100 Firmen von $485.7 Mrd. (Wal-Mart) bis $30.9 Mrd. (General Dynamics). Genutzt werden die Dienste (sowohl die eigenen als auch von Dritten bereitgestellten) von ca. 150 Millionen „paid“ Nutzern. Problem: Zugang zu diesen bekommt man nur durch die Nutzung eines Apple-Produktes. Wachstum kommt sowohl durch höher Ausgaben bei bestehen den Nutzern als auch neuen. Es gibt nun mehr als 2.2 Millionen Apps im App Store, die Entwickler haben dadurch mehr als $60 Mrd. verdient, wo von $20 Mrd. alleine auf 2016 entfallen. Musiksegment (Downloads und Streaming) wuchs. Nach ersten Versuchen mit selbst erstellten Inhalten (Musik) ist Apple „thinking about ways that we clout play at that [Anm. that bezieht sich auf selbst erstelle Inhalte]. Gerüchte dazu gab es bereits. Auch war es das höchste Ergebnis bei AppleCare & iCloud.
Apple Pay
Anzahl an Nutzern hat sich mehr als verdreifacht, Transaktionsvolumen stieg im Jahresvergleich um mehr als 500% bedingt durch die Expansion in vier neue Länder (Japan, Russland, Neuseeland und Spanien) & ist jetzt in 13 Ländern vertreten. 2 Millionen kleine Unternehmen nutzen Apple Pay
Kennzahlen:
- Bruttoergebnis: 38.5% (am oberen Ende von Apples Erwartungen)
- Umsatz: $78.4 Mrd. (Q1 2016: 75,9 Mrd.)
- Umsatzrentabilität: 29.8%
- Gewinn: $17.9 Mrd. (Q1 2016: 18,4 Mrd.)
- Gewinn pro Aktion: $3.36 (höchster Wert bis jetzt) (Q1 2016: 3,28)
- Cashreserven haben um $8.5 Mrd. auf $246.1 Mrd. zugelegt. 94% dieser Reserven ($230.2 Mrd.) befinden sich aber außerhalb der USA. $77.1 Mrd. in term debt und $10.5 in „commercial paper“.
Sonstige Infos aus dem Call:
- Apple hat in den letzten vier Jahren jährlich zwischen 15 und 20 Firmen übernommen.
- Apple hat weitere Neuerung bei Apple TV geplant. Interessant vor allem mit Blick auf Gerüchte rund um Facebook.
- Die aktuelle Klage gegen Qualcolmn widerspricht Cooks Aussage von bei einem vergangenen Call.
Ausblick: Gute finanzielle Lage, Zukunftspotential unklar
Aus finanzieller Sicht ist Apple sehr gut aufgestellt, Sorgen bereitet mir aber das Zukunftspotential. Apples verstärkte R&D-Investition (fast +20% im Vergleich zum Vorjahresquartal) ist hier sehr sinnvoll. Hier mein Blick auf die Sparten iPhone, Dienste, die Apple Watch, AirPods, Macs und iPads.
Standards und Konkurrenz erschwert iPhone-Innovationen
Auch wenn Smartphones laut Tim Cook noch Innovationspotential aufweisen, hat sich das Wachstum – bedingt nur inkrementelle Innovationen verlangsamt. Falls keine radikalen Neuerungen kommen, sehe ich dies als Gefahr, weil diese Sparte mit ca. 70 Prozent den deutlich größten Teil des Umsatzes ausmacht. Potential ist, neben geografischer Expansion – wie bereits erwähnt – in B2B Bereich, Auto und der Hausautomatisierung möglich.
Neue Konkurrenz und Kooperation erschweren Fortschritt für CarPlay
Speziell der Kampf im Bereich Auto wird sich für Apple durch neue Konkurrenten und Kooperation verstärken. Durch eine immer stärke Vernetzung des Autos („connected car“) drängen Automobilhersteller verstärkt in den „digitalen Autobereich“ rund um Apps und Sprachsteuerung. Auch kooperieren Autohersteller verstärkt mit Amazon (z. B. Ford und Amazon) und Google (z. B. Daimler und Google Home).
Fehlende Standards, neue Konkurrenz und UI erschweren Fortschritt in der Hausautomatisierung
In der Sparte der Hausautomatisierung drängen sich alleine mit Google (Google Home) und Amazon (Amazons Alexa) zwei starke Konkurrenten auf den Markt. Weiters bliebt in Bezug auf Hausautomatisierung abzuwarten wie sich HomeKit-Geräte durchsetzen, insbesondere da die Entwicklung dafür – wie oben angemerkt – „mühsam“ ist und es bis dato noch keinen Standard in dieser Branche gibt. Zusätzlich erschwerend ist, dass nicht zuletzt diese zwei Hersteller verstärkt auf den Einsatz von natürlicher Sprache als „Interface“ setzen (mit Google Home und Amazon Echo/Dot). Etwas das von Kunden positiv wahrgenommen wird, von Apple aber vernachlässigt wird. Mit Apple TV hat das Unternehmen hier aber eine gute Ausgansbasis für die Einbindung von Apple Geräten in die eigenen vier Wände.
Wachstum im Dienstleistungsbereich primär an Apple-Geräte gebunden – Öffnung bietet Potential
Das Wachstum (und natürlich auch die Größe) im Dienstleistungsbereich ist beachtlich. Problematisch ist aber, dass dieses Wachstum unmittelbar an die Zahl der verkauften Geräte gebunden ist. Diese hat zuletzt abgenommen. Als Vorteil ist natürlich zu werten, dass Apple verstärkt auf Eigenproduktion setzt. Von einer stärkeren Öffnung – heißt auch nicht Apple-Nutzern den Zugang zu gewissen Diensten zu öffnen – würde der Hersteller profitieren.
Apple Watch schneidet in absoluten Zahlen möglicherweise schlecht ab
Auch wenn Apple die Apple Watch lobt, verrät das ohne konkrete Zahlen wenig über den absoluten Erfolg. Außerdem ist dieser Markt im Allgemeinen klein und langsam wachsend.
AirPods bietet gute Basis für ubiquitous computing
Die AirPods, vor allem in Kombination mit der Apple Watch, können für Apple aber ein interessantes Feld werden, vor allem mit Blick auf ubiquitous computing.
PC und Laptop-Segment aufgrund von Wachstum und Konkurrenz gefährdet
Die Mac und iPad-Sparte stellt sich als Problem dar. Beide Märkte wachsen langsam bzw. kaum. Wie sich diese Sparten entwickeln werden bleibt spannend. Weiters gewinnen 2 in 1 Tablets immer mehr an Beliebtheit. Apples iPad Pro spielt zwar in dieser Kategorie, die Konkurrenz (z. B. Surface) ist hier deutlich besser aufgestellt.