Seit einigen Monaten mache ich monatlich eine „30 days challenge“ inspiriert durch den TED Talk „Try something new for 30 days“ von Matt Cutts. Jeden Monat nehme ich mir ein Thema welches mich interessiert und beschäftige mich täglich eine Stunde damit.
Die diesmonatige (Februar) Challenge war das Thema “Mentalismus”. Da ich mir zu Beginn der Challenge nur ein sehr vages Ziel (“etwas über Mentalismus lernen”) gesetzt habe, war es mehr ein Lernmonat als eine „Challenge“. Obwohl ich sogar ein paar Tricks selber probiert habe, habe ich diesen Monat daher primär gelesen.
Mentalisten benötigen perfekt entwickelte alltägliche Skills
Durch dieses Lesen habe ich erfahren, dass jeder Mentalist seinen Aufritt perfekt einstudieren soll bevor er auf die Bühne geht. Nichtsdestotrotz ist es entscheidend, dass Mentalisten auf der Bühne flexibel agieren. Deshalb sollen Mentalisten unter anderem ihre schauspielerischen Fähigkeiten und Leistungsfähigkeit unter Druck trainieren und sehr viel Empathie besitzen. In seinem Buch Fundamentals of Professional Mentalism (siehe unten) geht der Autor Bob Cassady in diesem Kontext auf die richtige Präsentation ein. Cassady betonte hierzu speziell, dass wenn es für den Mentalisten darum geht Anweisungen zu geben Wörter wie “offensichtlich” und “annehmen” nicht vorkommen dürfen. Spannend finde ich, dass all diese Fähigkeiten als auch alltäglich nützlich und wichtig sind.
Mentalismus entwickelte sich durch (un)freiwillige Weitergabe von Informationen
Auch interessant ist die historische Entwicklung des Mentalismus. Bob Cassady führt die Entstehung auf einige wenige Mentalisten zurück die voneinander gelernt bzw. teilweise auch gestohlen haben.
Die Macht von allgemeinen Aussagen am Beispiel von Cold Reading
Ein anderes Thema welches im Rahmen des Mentalismus auftritt ist das Cold Reading. Hierbei versucht man einer Person Fakten über sie zu vermitteln ohne aber jegliches Wissen über die entsprechende Person zu besitzen. Einer der beim Cold Reading eingesetzten Techniken ist das Verwenden von allgemein gehaltenen Aussagen. Einen psychologischen Beweis für die Wirkung solcher Aussagen lieferte der Psychologe Bertram R. Forer Ph.D. mit dem Diagnostic Interest Blank Test. Basierend auf einem Fragebogen wurde für jeden Teilnehmer eine vermeintlich personalisierte Charakterbeschreibung erstellt. Obwohl die Beschreibungen sehr allgemein gehalten waren und nicht mit dem Fragebogen in Zusammenhang standen, bewerteten alle 39 Teilnehmer die Zutreffbarkeit auf die eigene Person mit einem Durchschnittswert von 4,26 (die Skala ging von 0 – “very poor” bis 5 – “excellent”).
Die Charakterbeschreibungen:
- You have a great need for other people to like and admire you.
- You have a tendency to be critical of yourself.
- You have a great deal of unused capacity which you have not turned to your advantage.
- While you have some personality weaknesses, you are generally able to compensate for them.
- Disciplined and self-controlled outside, you tend to be worrisome and insecure inside.
- At times you have serious doubts as to whether you have made the right decision or done the right thing.
- You prefer a certain amount of change and variety and become dissatisfied when hemmed in by restrictions and limitations.
- You pride yourself as an independent thinker and do not accept others’ statements without satisfactory proof.
- You have found it unwise to be too frank in revealing yourself to others.
- At times you are extroverted, affable, sociable, while at other times you are introverted, wary, reserved.
- Some of your aspirations tend to be pretty unrealistic.
- Security is one of your major goals in life.
Mentalismus und Co. wird aktiv “bekämpft”
Im Kontext des Cold Readings ist die James Randi Educational Foundation (JREF) erwähnenswert. Die von James Randi gegründete JREF beschäftig sich mit dem entmystifizieren von paranormalen und pseudowissenschaftlichen Behauptungen. JREF bot eine Zeitlang sogar ein Preisgeld in Höhe von einer Million für diejenige Person die es schafft unter wissenschaftlichen Bedingungen übernatürliche Fähigkeiten zu beweisen.
Bücher zum Thema Mentalismus
- Bob Cassidy’s Fundamentals of Professional Mentalism von Bob Cassidy: Eines der online am öftesten empfohlenen Bücher zum Thema Mentalismus (gänzlich gelesen).
- The Full Facts Book of Cold Reading von Ian Rowland: Ein für das Cold Reading online oft empfohlenes Buch (habe ich nicht gänzlich gelesen).
- Ich kenne dein Geheimnis von Jan Becker: Obwohl das Buch ohne roten Faden geschrieben wurde (der Autor hat darauf aber im Buch hingewiesen) bekam man einen interessanten Einblick ins Gedankenlesen und das Leben eines Gedankenlesers (gänzlich gelesen)
- Zumindest das Kapitel „The Mentalists“ aus Fooling Houdini von Alex Stone (viellteicht sogar das ganze Buch, ich habe aber nur dieses eine Kapitel gelesen)